Die ausbleibenden Fortschritte bei den Zielen für Nachhaltige Entwicklung (SDGs) und eine massive Finanzierungslücke für ihre Umsetzung zur Halbzeit der Agenda 2030 werfen die Sorge auf, dass bestimmte Regionen der Welt ökonomisch und entwicklungspolitisch abgehängt werden könnten. Die Einigung auf eine globale Unternehmenssteuerreform, die im vergangenen Jahr erzielt und bei der OECD verhandelt wurde, weckte berechtigte Erwartungen bei vielen Ländern des globalen Südens. Die Ergebnisse der Reform enttäuschten und haben offenbart, dass die OECD nicht die richtige Institution ist, um transparente Verhandlungen zu ermöglichen, die Interessen finanzschwacher Länder zu bündeln und auf Augenhöhe zu repräsentieren. Aus dieser Erfahrung hat die Forderung nach einer UN-Steuerkonvention an Auftrieb gewonnen. Sie könnte eine fairere Beteiligung aller Staaten bei globalen Steuerreformen ermöglichen. Sowohl Norwegen als auch die Staaten der Afrikagruppe der UN setzen sich mittlerweile für eine stärkere Rolle der UN bei globalen Steuerreformen ein und zuletzt hat sich auch der neue Finanzminister Kolumbiens José Antonio Ocampo diesbezüglich positiv geäußert.
Noch fehlt international aber die notwendige Zustimmung für solch eine grundlegende Reform der globalen Steuer-Governance. Zudem haben einige Industrieländer aktuell den Schwerpunkt auf der eigenen Krisenbewältigung. Die Herausforderung besteht also darin, sowohl national als auch international ein politisches Momentum für globale Strukturreformen zu erzeugen. Die Einberufung einer vierten Weltkonferenz zur Entwicklungsfinanzierung wäre eine Antwort. Dort kämen die Staats-und Regierungschefs aller Staaten zusammen. Die Konferenz würde eine Bühne bieten, um notwendige Reformen auch auf die nationalen Agenden zu setzen – sie stellt eine Chance für eine Reform der globalen Steuerarchitektur dar. Bisher hält sich die Bundesregierung aber bedeckt. Zu wünschen wäre, dass sie stattdessen eine Vorreiterrolle einnimmt und sich für eine zeitnahe Ausrichtung einer vierten Weltkonferenz zur Entwicklungsfinanzierung einsetzt.